Chronik zur Geschichte des Whiskys
Leider nur eine vorläufige
Doch mehr und mehr kamen Stimmen auf, dass diese hoch zu schätzende Datensammlung Lücken enthält und teils nicht mehr haltbare Konnotationen oder gar Daten aufführt. So fiel sehr bald die Entscheidung, sie für’s Erste hier nicht weiter zu verwenden. Dass wir nun doch wieder auf sie zurückgreifen, ist ein Zeichen für ihre unbestrittene Qualität, zum Teil nur ergänzt um weitere Angaben. Und dennoch ist sie nicht fertig oder gar vollständig. Im Gegenteil! An dieser Chronik muss gründlich weiter gearbeitet werden. Maßgeblich tun dies jene Autoren, die auch den nachfolgenden Artikel verfasst haben. Wir mögen damit unsere Leserinnen und Leser in diese spannenden neuen Einsichten einbinden und sie jenen Kitzel spüren lassen, die die so wunderbare Geschichte des Whiskys bzw. Whiskeys bereithält. Weil wir vom Whisky Guide Deutschland großen Wert darauf legen, am Puls des Geschehens und der aktuellen Erkenntnisse zu sein. Und wer immer dazu etwas beitragen kann, ist herzlich eingeladen, uns darüber schlauer zu machen. Unvollständigkeit kann ein großartiger Ansporn sein, auch wenn Gerüst und Grundpfeiler schon stehen mögen …
Zur Legende der Chronik**
CA = Kanada
FR = Frankreich
GB = Großbritannien/United Kingdom
IR = Irland
SC = Schottland
US = USA
* schließt auch alle Länder mit der Schreibweise Whiskey ein
** basierend auf Karl Rudolfs Arbeit und Urheber dieser Darstellung
13.-17. Jahrhundert
In dem Werk „Red Book of Ossory“ wird erklärt, wie Wein zu destillieren ist – der erste schriftliche Beweis dafür, dass in Irland zu dieser Zeit bereits gebrannt wird.
In den „Exchequeur Rolls of Scotland“ wird erstmals Malz als Rohstoff zum Brennen erwähnt: Laut diesem Dokument des Schatzkanzlers wurden an den Bruder John Cor in der Lindores Abbey, Grafschaft Fife (= Lowlands), „eight bolls of malt“ geliefert, um daraus aqua vitae für König James IV. zu machen; ein boll malt entspricht rund 62 Kilogramm.
Rechte der Barber-Surgeons Gilde. Die Gilde der Chirurgen und Barbiere erhält das exklusive recht, Aqua Vitae (Whisky) zu produzieren und zu verkaufen.
Gerste wird zum ersten Mal als Brenn-Rohstoff erwähnt.
Nach Auflösung der Klöster geben Mönche ihr Wissen um die Destillation weiter; daraufhin entstehen in den Regionen mit Getreideanbau die ersten Hausbrennereien.
Raphael Holinshead erwähnt in seinem Werk „Chronicles“ drei Qualitätsstufen von uisge beatha:
– 2fach destilliert: usquebaugh oder simplex
– 3fach destilliert: trestarig oder composita
– 4fach destilliert: usquebaugh-baul oder perfectissima
Gouverneur Sir Thomas Phillipps erhält von der Krone die Lizenz zum Brennen von „aqua vitae, usquabaugh or aqua composita“ im Gebiet Coleraine – aber noch in diesem Jahr werden solche Brennlizenzen auch für Galway, für Munster und für Leinster vergeben.
Einführung der Malzsteuer. Auf die strong waters wird eine Steuer erhoben, um Geld für eine Bündnisarmee gegen Charles I. zu bekommen.
Billige Melasse aus den Kolonien in der Karibik macht den Rum zum Getränk der Neuen Welt.
Die Steuer auf strong waters wird gesenkt.
Am 24. Dezember dieses Jahres wird das uisce beatha zum ersten Mal mit einer Steuer belegt.
Schottland führt einen Ausfuhrzoll für aqua vitae ein.
Ferintosh Distillery wird als erste kommerzielle Brennerei Schottlands von Duncan Forbes gegründet.
Die Regierung versucht zum ersten Mal eine Besteuerung der strong waters nach deren Alkoholgehalt.
18. Jahrhundert
Schottland verliert durch die erzwungene Vereinigung mit England seine Unabhängigkeit. Der Act of Union führt zu einer Erhöhung der Steuern, da Schottland nun denselben Steuerregelungen wie England unterliegt.
Die englische Malzsteuer wird auf Schottland ausgedehnt.
Die legale Produktion von uisge beatha wird bis zur Mitte dieses Jahrzehnts verdoppelt und schließlich verdreifacht auf fast 700.000 Liter; diese Entwicklung gilt auch als eine Folge der Malzsteuer, die hauptsächlich den Rückgang des Bierkonsums zur Folge hatte.
Whisky Rebellion – Malzsteuer löst Unruhen aus: Die Malzsteuer wird so stark erhöht, dass es zu Unruhen kommt, insbesondere in Edinburgh. Die Whisky Rebellion stärkt den Schwarzmarkt.
Der „Molasses Act“ belegt Melasse aus französischen und niederländischen Kolonien in der Karibik – zum Schutz der Händler in den englischen Kolonien – mit extrem hohen Zöllen; durch dieses Gesetz wird indirekt die Herstellung von Destillaten aus Getreide gefördert.
Jakobitenaufstand – Whisky als Finanzierung: Während des Jakobitenaufstands wurde Whisky als Handelsware verwendet, um die Rebellion zu finanzieren. Nach der Niederlage wurde die Whiskyproduktion in den Highlands stärke reguliert.
Mitcher’s wird – als Farmbrennerei – in Schaefferstown in Pennsylvania gegründet.
Dr. jur. h.c. Samuel Johnson nimmt die von den gälischen Wörtern uisge beatha oder uisgebaugh (Schottland) bzw. uiscebaugh (Irland) abgeleiteteten Verkürzungen uisge – oder auch uiskie – als „Whisky“ in sein „Dictionary of the English Language“ auf; dass er diesen als ein „vermischtes aromatisches Destillat“ beschreibt, ist ein Hinweis darauf, dass zu seiner Zeit noch die verschiedenartigsten Rohstoffe zu „Whisky“ gebrannt werden und dieser Whisky außerdem verschiedentlich auch mit Gewürzen versetzt wird.
Kilbeggan Distillery wird von Matthew McManus, der von dem Landbesitzer Gustavus Lambert unterstützt wird, als Brusna Distillery am Ufer des Brusna aus den Überresten eines ehemaligen Klosters erbaut.
Das Brennen wird wegen Missernten verboten.
Per Gesetz sind nur noch Malz, ungemälztes Getreide (sog. „Rohfrucht“), Kartoffeln und Zucker als Rohstoffe für die Herstellung von uiscebaugh zugelassen.
Kleine Brennblasen mit einem Volumen von weniger als 1.000 Liter werden verboten.
Das Hausbrennen in kleineren Brennblasen ist nun wieder erlaubt; die Spirituosen- wird um fünf und die Malzsteuer um 15 % erhöht.
Ab diesem Jahr floriert in Irland das Schwarzbrennen bis 1823, als der „Excise Act“ das legale Destillieren billiger und damit rentabel macht.
Das bislang steuerfreie Brennen für den Eigenbedarf wird ab sofort verboten.
Die Anzahl der in den 36 Steuerbezirken von ganz Irland betriebenen Brennblasen ist seit dem Jahr 1766 um 130 auf jetzt 876 gestiegen.
Wegen der schlechten Ernten wird das Brennen vielerorts verboten; außerdem werden die Abgaben auf strong waters erneut angehoben.
Die „Hochland-Linie“ wird definiert. Die Destillateure von Whisky in den Highlands
– werden ab sofort niedriger besteuert,
– dürfen schwachalkoholische Maischen (wieder) in
– kleineren Brennblasen mit einem Fassungsvermögen von
mindestens 20 Gallonen (= 91 l) destillieren, aber
– müssen vor Ort angebautes Getreide verwenden und
– dürfen nicht außerhalb der Herkunftsregion verkaufen.
Die Brenner in den Lowlands reagieren darauf mit
– stärkeren Maischen und
– größeren Brennblasen, die besonders schnell arbeiten.
Folge: Die Qualität des Lowland-Whiskys gilt ab jetzt als allgemein niedriger als die der Highland Whiskys.
Wash Act – Legale Brennereien in den Highlands: Der Wash Act führte eine differenzierte Steuerregelung zwischen den Highlands und den Lowlands ein. Kleinere Highland Brennereien erhalten Steuervergünstigungen, um die Schwarzbrennerei zu reduzieren.
Ein Teil des zu Virginia gehörenden Fincastel County wird in Bourbon County umbenannt; diese neue Benennung ist eine Reverenz an das französische Herrschergeschlecht der Bourbonen, das Amerika im Kampf um die Unabhängigkeit von England unterstützte.
Brennereien in den Lowlands müssen ihre Ausfuhren nach England schon zwölf Monate im Voraus anmelden; diese auf Betreiben der englischen Brenner initiierte Vorschrift führt im schottischen Tiefland (Lowlands) zu Ausfällen in der Produktion und zum Ruin vieler Brennereien.
Die erste Temperenzler-Bewegung formiert sich.
Der Anteil des uiscebaugh am Spirituosenverbrauch auf der Insel Irland ist mittlerweile auf 66 % gestiegen; Rum ist mit 26 % die Spirituose Nummer 2.
Das Schmuggeln von Whisky erreicht einen Höhepunkt.
Durch die „Federal Excise Bill“ werden erstmals Steuern auf Destillerien und auf Whiskey festgesetzt.
Ein Aufstand der über die Steuern auf Whiskey verärgerten Brenner führt zur „Whiskey Rebellion“.
Die Steuer auf Whisky wird verdoppelt.
Molson, John, brennt laut William Rennies Buch „Canadian Whisky“ den ersten Whisky auf kanadischem Boden.
19. Jahrhundert
Die Malzsteuer wird eingeführt; irische Brenner umgehen die Abgabe weitestgehend damit, dass sie zum größten Teil ungemälzte Gerste einmaischen – und schaffen damit eine ganz neue Variante ihres Whisk(e)ys, den Pure Pot Still.
Im Hochland werden Brennblasen mit einem Volumen von weniger als 500 Gallonen verboten.
In Kentucky wird zum ersten Mal öffentlich Werbung für einen zwei Jahre alten Whiskey gemacht.
Ein neues Gesetz erlaubt jetzt wieder die Verwendung von Brennblasen mit einem Fassungsvermögen von mindestens 40 Gallonen (= rd. 182 l) im gesamten Schottland.
Der Alkoholgehalt von Whisky wie auch der von anderen Spirituosen wird zum ersten Mal mit dem Hygrometer von Sykes gemessen.
Das Ausflämmen von Fässern wird erstmals von Harrison Hall in seinem Buch „Distiller“ erwähnt.
In der Speyside gibt es zu Beginn dieses Dezenniums noch ungefähr 200 Schwarzbrenner.
Die wegen der Massenproduktion billigeren Glasflaschen lösen nach und nach die bis dahin üblichen Tonkrüge als Behältnisse für den Whiskey ab.
Der Begriff „Bourbon“ taucht im Zusammenhang mit dem Whiskey zum ersten Mal in einem Inserat in der Zeitung von Paris/Bourbon County, dem „Western Citizen“, auf.
Der „Excise Act“, empfohlen von einer Kommission unter dem Vorsitz von Lord Wallis, tritt in Kraft:
– Die Steuern werden um mehr als die Hälfte gesenkt,
– die jährliche Gebühr für eine Brennlizenz wird auf ab jetzt nur noch £ 10 herabgesetzt.
Dieses Steuergesetz erlaubt zudem dünnere Maischen, führt das zollfreie Lagern von Exportspirituosen ein und öffnet den Exporthandel für jedermann; es ist die Grundlage der Whisky-Industrie, die sich ab diesem Jahr entwickelt.
Der „Excise Act“ führt auch in Irland dazu, dass viele der bisher illegalen Brenner eine Lizenz erwerben.
Gegen die Schmuggler und/oder Schwarzbrenner werden in diesem Jahr noch 14.000 Urteile ausgesprochen; dank des „Excise Act“ sinkt die Zahl derartiger Verurteilungen aber innerhalb von neun Jahren auf nur noch 85.
Die Zahl der lizenzierten, d. h. legalen Brennereien steigt in diesem Zeitraum von 125 auf 329 an.
Robert Stein, ein Mitglied der bekannten Whisky-Familie, meldet unter der Nummer 5583 ein Brenngerät zum Patent an, mit dem erstmals in Schottland kontinuierlich destilliert werden kann; das Gerät wird als patent still bezeichnet.
Robert Stein meldet eine modifizierte Version seiner patent still unter der Nummer 5721 zum Patent an.
Der gebürtige Ire Aeneas Coffey, der zuerst in Dublin, dann auch in Port Ellen auf Islay experimentiert hatte, meldet seine Version einer kontinuierlich arbeitenden column still zum Patent an; dieses schnell als Coffey still bekannte Gerät stößt vor allem bei den Brennern in den Lowlands und bei den Gin-Brennern in England auf großes Interesse.
Die Anzahl der lizenzierten Brennereien geht in diesem Zeitraum von 230 auf 169 zurück; zahlreiche Firmen in der Whiskybranche gehen bankrott.
Temperenzler unter der Führung des Franziskaners Mathew beginnen ihren Kampf gegen den Alkohol und sorgen damit für einen starken Rückgang des Whiskeykonsums.
In sechs US-Staaten sind in diesem Jahr insgesamt 7.214 Brennereien registriert:
– 3.594 in Pennsylvania
– 2.000 in Kentucky
– 591 in New York
– 560 in Connecticut
– 343 in Ohio
– 126 in Georgia
Gründung der Glenmorangie Distilllery in den Highlands, die sich später zu einer der renommiertesten Single Mlat Brennereien Schottlands entwickelt.
Maine verhängt als erster Bundesstaat in den Vereinigten Staaten ein weitreichendes Alkoholverbot.
Das Mischen von Whiskys verschiedenen Alters aus einer einzigen Brennerei wird amtlich erlaubt – diese vats oder vattings werden besteuert.
Usher & Co. bringen Ushers Old Vatted Glenlivet heraus, den ersten Marken-Whisky Schottlands
Usher, Andrew junior, stellt den – nach heutigem Begriff – ersten „richtigen“ Blended Whisky her, eine Mischung aus Malt- und aus Grain Whiskys.
Hiram Walker (1816-1899) eröffnet in Upper Canada, der heutigen Provinz Ontario, seine dampfbetriebene Windsor Distillery and Flouring Mill.
Legalisierung von Blended Whisky: Offizielle Erlaubnis zur Mischung von Grain und Malt Whiskys zu Blended Scotch Whisky, was den Weg ebnet zum Aufstieg der schottischen Whisky Industrie zum weltumspannenden Handel.
Viele Destillerien werden umgebaut und modernisiert; die Produktion von Whisky wird verdoppelt.
Gründung von John Dewar & Sons. Blended Whisky wird immer populärer und die Dewar Familie baut so eine der führenden Blended Scotch Marken auf, die international sehr erfolgreich wird.
Die Destillerien Hewitt’s Watercourse, Northmall, Daly’s of John Street und The Green in der Stadt Cork vereinigen sich mit der Midleton Distillery aus dem nahen Städtchen Midleton zur Cork Distilleries Company.
Die beständig zunehmende Beliebtheit von Blended Scotch Whisky hat viele gepanschte Produkte zur Folge: billigster Alkohol
wird versetzt mit Pflaumenwein und mit Sherryessenz (verdecken Fuselöle), mit Glyzerin, Karamell und grünem Tee (geben Körper und Farbe) sowie mit Wein- und/oder Essigsäure, Zucker, Ananas- oder auch anderen Fruchtessenzen (Süße und Geschmack).
„The Whisky Ring“: Beamte der Regierung von Präsident Ulysses S. Grant bescheinigen verschiedenen Destillateuren geringere als deren in Wirklichkeit hergestellte Mengen und verhelfen ihnen so zu niedrigeren Steuerzahlungen.
Distillers Company Limited, kurz DCL genannt, wird von den Eigentümern der Lowland Grain Distilleries Cambus, Cameronbridge,
Carsebridge, Glenochil, Kirkliston sowie Port Dundas gegründet.
Glenlivet Distillery: Gemäß einem von John Gordon Smith erstrittenen
Gerichtsurteil dürfen nur noch George & J. G. Smith den Namen The Glenlivet verwenden; alle anderen Brennereien, die in Zukunft den Begriff „Glenlivet“ nutzen wollen, müssen diesen an den Namen ihrer Firmen bzw. an den ihrer Marken
anhängen (XXX-Glenlivet).
Boom der Whiskyindustrie: Die Phylloxera-Epidemie (Reblaus-
Plage) zerstört die französischen Weinberge und damit die
Cognac-Produktion, wodurch zu einer großen Nachfrage nach
Blended Scocth Whisky auf den internationalen Märkten kommt.
Hiram Walker bringt einen Whisky mit dem Markennamen Club
heraus; diese Marke gibt es nur in Flaschen anstatt in den üblichen
Fässern und Tonkrügen; der Club, ein blended aus verschiedenen,
grundsätzlich kontinuierlich destillierten Bränden
auf Getreidebasis und Neutralsprit wird als „leichter“ und vor
allem sehr „sauberer“ Whisky zum Prototypen des Canadian
Whisky und ist schnell auch in den USA sehr gefragt; nachdem
die amerikanische Konkurrenz auf einer Herkunftsangabe
besteht, etikettiert Walker seinen Whisky als Canadian Club,
was ihn noch leichter identifizierbar und noch gefragter macht:
In der Folgezeit muss sich die stetig wachsende Firma Hiram
Walker immer wieder gegen viele Fälschungen zur Wehr setzen.
Die Wirtschaftsdepression hat eine Reihe von Fusionen und Übernahmen zur Folge, durch die freilich häufig auch die Verbindungen zwischen den Whisky-Brennern und den auf sie angewiesenen blenders gestärkt werden.
Bei seiner Tour durch sämtliche „Whisky Distilleries of the United Kingdom“ 1985/86 besucht Chronist Alfred Barnard in diesem Jahr allein in Irland 28 solcher Brennereien – von insgesamt 161 im gesamten Königreich.
Im US-Staat Ohio formiert sich die „Anti Saloon Liga“, in der sich neben anderen auch die „Vereinigung christlicher Frauen für Mäßigkeit“ engagiert.
Die Pattison Krise: Pattison, Elder & Company, Leith, eine auf die Herstellung von Blended Whisky spezialisierte Firma, berühmt als wohl wichtigster Kunde vieler Brennereien und berüchtigt wegen des aufwändigen Lebensstils ihrer Gründer, ist bankrott; die Brüder Robert und Walter Pattison werden wegen Betruges zu mehrmonatigen Gefängnisstrafen verurteilt.
Von diesem Jahr an bis 1908 wird die Anzahl der aktiven Whiskybrennereien im Land von 161 auf 132 sinken – die Hersteller haben Schwierigkeiten, ihren ausgereiften Malt Whisky noch mit Gewinn zu verkaufen.
20. Jahrhundert
Laut Urteil der im Vorjahr eingesetzten „Royal Commission on Whisky and Other Portable Spirits“ dürfen neben Malt- auch Grain- und Blended als „Scotch Whisky“ etikettiert werden, wenn sie „… aus einer Getreidemaische destilliert und im Eichenfass gereift“ sind. Es ist die erste offizielle Festlegung dessen, was Scotch Whisky heißen darf, inklusive der Festlegung auf mindestens drei Jahre Reifezeit.
Die inzwischen bereits weit verbreitete „Anti Saloon Liga“ erstreitet die Schließung von 120.000 Saloons und bereitet damit maßgeblich den Boden für die spätere Prohibition.
Das „Webb-Kenyon-Gesetz“ verbietet jegliche Einfuhr von Whiskey und anderen Spirituosen in die Bundesstaaten der USA, in denen bereits die Prohibition gilt.
Eine Spirituosen-Kontrollbehörde wird eingerichtet.
Der „Immature Spirits Act“ schreibt vor, dass Whisky vor dem Verkauf mindestens drei Jahre lagern muss.
In der Provinz Alberta gilt ein generelles Alkoholverbot.
Irland verliert wegen seines Unabhängigkeitskrieges alle Commonwealth-Länder als Märkte.
Die bereits 1915 eingesetzte Spirituosen-Kontrollbehörde
– ordnet die Senkung der Malt-Produktion um 30 % an,
– legt für Whisky einen Mindestalkoholgehalt von 40 % fest und
für „Munitionsgebiete“ einen von 26 %.
Die Prohibition gilt bereits in 23 US-Bundesstaaten.
The Whisky Association mit Sitz in London wird als eine Interessenvertretung der Branche gegründet.
Das Gesetz zur Einführung der Prohibition wird vom US-Kongress mit einer Zweidrittel-Mehrheit verabschiedet.
Das Brennen wird wegen Getreidemangels verboten.
Die Steuer auf Spirituosen wird verdoppelt und der Preis für Whisky wird festgesetzt.
Das Gesetz zur Prohibition wird unter dem US-Präsidenten Wilson am 16. 01. ratifiziert und als 18. Zusatzartikel in die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika aufgenommen; in dem Jahr sind bereits 31 US-Staaten „trocken“: Herstellung, Verkauf sowie auch der öffentliche Konsum von Alkohol sind in diesen Staaten schon verboten.
Die Brenner aus Campbeltown verschiffen ihren begehrten Whisky über die Karibik in die von der Prohibition schwer betroffenen USA; da allerdings die Nachfrage ihre Vorräte übersteigt, leidet letztendlich die Qualität des Whiskys – als Folge davon müssen 16 Brennereien schließen.
Das Prohibitionsgesetz tritt am 16. Januar in Kraft.
Scotch Whisky muss laut Gesetz drei Jahre gereift sein.
Weltwirtschaftskrise und der 2. Weltkrieg führen zu erheblichen Einschränkungen der Whiskyproduktion. Viele Brennerein werden geschlossen oder auf ein Minimum an Produktion gedrosselt.
Das Prohibitionsgesetz wird am 20. Februar unter Präsident Franklin Delano Roosevelt durch den 21. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten aufgehoben, allerdings muss die Aufhebung noch jeweils durch die einzelnen US-Bundesstaaten umgesetzt werden. Am 05. Dezember ist die Prohibition bundesweit beendet, nachdem Utah als 36. von (damals) 48 Bundesstaaten den 21. Zusatzartikel ratifizierte und damit zwei Drittel der US-Bundesstaaten das umfassende Alkoholverbot abschafften; dessen Fortführung bleibt den einzelnen Bundesstaaten der Vereingten Staaten von Amerika allerdings freigestellt.
Die Steuern auf Spirituosen werden erhöht.
Tennessee Whiskey“ wird von den Steuerbörden der USA definiert und als eigenständige Sorte anerkannt.
The Whisky Association wird ab jetzt unter dem Namen Scotch Whisky Association geführt.
Die Prohibition gilt noch in drei US-Bundesstaaten.
Als erster Scotch Single Malt Whisky wird der Glenfiddich im gesamten United Kingdom und schließlich dann auch weltweit vermarktet.
Das „American Bureau of Alcohol, Tobacco and Firearms“ erlässt aktuelle Richtlinien zur Herstellung von Whisk(e)y und definiert erstmals auch den Begriff „Bourbon“ offiziell. Für jeden „Straight Whisk(e)y“ gilt ab jetzt:
– gebrannt in den USA aus einer Getreidemischung mit
– mindestens 51 % Mais in der Bourbon- oder
– mindestens 51 % Roggen in der Rye-Maische,
– einem Alkoholgehalt von maximal 160° Proof (80 %vol) im
frischen Destillat („white dog“).
– abgefüllt mit maximal 125° Proof (62,5 % vol) in
– neue, ausgeflämmte Fässer aus American oak, dem Holz
der amerikanischer Weißeiche für
– eine Reifezeit von mindestens zwei Jahren.
Irish Distillers Group entsteht am 8. März dieses Jahres aus dem Zusammenschluss von John Jameson/Bow Street, John Power & Son/John’s Lane und Cork Distilleries Co.; die Verbindung hat den Zweck einer gemeinsamen wirtschaftlichen Stärkung.
Mississippi beendet als letzter Bundesstaat der USA die Prohibition; in den Südstaaten gibt es allerdings bis heute einzelne Städte oder Landkreise, in denen verschiedenartige Formen des Alkoholverbotes weiterhin gelten.
Old Bushmills Distillery tritt der Irish Distillers Group bei.
Pernod Ricard kauft die Firma S. Campbell & Sons Ltd und steigt damit ins Whiskygeschäft ein.
Irish Distillers Group baut direkt hinter der Old Midleton Distillery eine Zentralbrennerei, die so ausgestattet ist, dass alle Marken der zu dieser Gruppe gehörenden – bisherigen – Brennereien im Wechsel erzeugt werden können.
Seagram erwirbt die durch Fusionen entstandene Gruppe Glenlivet Distillers Ltd und kommt dadurch in den Besitz der Malt-Brennereien BenRiach, Caperdonich, Glen Grant, Glenlivet und Longmorn; seine schottische Tochter Chivas Brothers firmiert nun als Chivas & Glenlivet Group
Die Rezession der Weltwirtschaft lässt die Blended-Scotch-Whisky-Umsätze einbrechen.
Malt Whisky wird von immer mehr Herstellern jetzt auch als Single Malt vermarktet; diese Entwicklung dürfte eine Folge des Erfolges der Marke Glenfiddich sein.
Irish Distillers Group wird von der französischen Gruppe Pernod Ricard übernommen; damit kommen die einst rein irischen Whiskey-Firmen Cork Distilleries, John Jameson, John Power und Old Bushmills in französischen Besitz, was kurz darauf zur Gründung der Cooley Distillery führt.
Kilbeggan/Locke’s wird einschließlich der nie erloschenen Brennlizenz von Cooley unter der Leitung von John Teeling erworben und restauriert; vorläufig werden hier aber nur die Lager zum Reifen der Cooley-Whiskeys genutzt.
Der „Scotch Whisky Act“ wird verfasst, aus dem schließlich > „The Scotch Whisky Order“ wird. Dieses Gesetz regelt die Herstellung und Kennzeichnung von Scotch Whisky und definiert, welche Kriterien efüllt sein müssen, damit ein Whisky als „Scotch“ gelten darf.
The Scotch Whisky Order“ definiert Scotch Whisky so:
– destilliert in einer Brennerei in Schottland von
– einer Maische aus Wasser und gemälzter Gerste, der
anderes Getreide als ganzes Korn beigefügt sein darf,
– vergoren ausschließlich durch Zugabe von Hefe,
– gebrannt zu einem Destillat mit einem Alkoholgehalt von
unter 94,8 Volumenprozent zur Bewahrung von Aromen
und Geschmack, erhalten aus dem Ausgangsmaterial und
dem Brennverfahren,
– gereift unter Aufsicht des Zolls in einem Lagerhaus in
Schottland in Fässern aus Eichenholz mit weniger als 700 l
Fassungsvermögen; weiterhin ist vorgeschrieben:
– mindestens drei Jahre Reifezeit
– mindestens 40 % vol Alkoholgehalt
– Farbe, Aroma und Geschmack dürfen ausschließlich von
Rohstoff, Brennverfahren und Reifung stammen.
– An Zusätzen sind lediglich Wasser und Zuckerfarbstoff
(= Zuckercouleur/-kulör, engl. spirit caramel) erlaubt.
„The Food and Drugs Act“ definiert Canadian Whisky und Canadian Rye Whisky als
– ein trinkbares alkoholisches Destillat oder Mischung aus trinkbaren alkoholischen Destillaten,
– hergestellt aus einer Maische aus Getreide oder aus Getreideprodukten,
– verzuckert durch das Enzym Diastase aus Malz oder durch andere Enzyme,
– vergoren durch Hefe oder durch eine Mischung von Hefe und anderen Mikroorganismen,
– gereift in Kanada in kleinen Holzfässern für nicht weniger als drei Jahre,
– hergestellt in Übereinstimmung mit dem „Excise Act“ und der obigen Vorschrift.
– Geschmack, Aroma und alle anderen Eigenschaften entsprechen den üblichen Erwartungen an einen Canadian W.
– Karamellfarbstoff und Aromatisierung sind erlaubt.
21. Jahrhundert
Seagram: Im Dezember stimmen die Kartellbehörden der USA der Aufteilung der Seagram-Spirituosensparte „House of Seagram“ zu: Für mehr als US-$ 8 Mrd teilen sich die Konzerne Diageo und Pernod Ricard im Verhältnis 61:39 das alkoholische Legat Seagrams; Diageo bekommt unter anderem die Canadian Whiskys von Seagram und Pernod Ricard wird durch die Übernahme der Chivas & Glenlivet Group zum weltweit drittgrößten Spirituosenanbieter.
Der Whisky Tourismus entwickelt sich zu einem eigenen Wirtschaftsfaktor. Viele Brennereien beginnen verstärkt, eigene Besucherzentren aufzubauen, insbondere in den Highlands und auf Islay, setzt sich aber später weltweit als Trend durch.
Allied Domecq wird nach Zustimmung durch die Aktionäre von Pernod Ricard und Fortune Brands übernommen.
The Scotch Whisky Regulations 2009“ treten zum 23.11. in Kraft. Diese Verordnung definierte offiziell die verschiedenen Kategorien von Scotch Whisky (Single Malt, Single Grain, Blended Malt, Blended Grain & Blended Scotch) und regelte auch die Einordnung der Whiskyregionen neu.
Rekordverkauf bei Sotheby’s: Eine Flasche Macallan 1926 wird für 1,5 Mill. Pfund versteigert, was die Attraktivität von Scotch Whisky als Sammlerstück und Anlageobjekt unterstreicht – und Hinweis gibt auf aktuelle Trends beim Whisky bzw. Whiskey.
Wiederaufbau der Port Ellen und Brora Brennereien als nur zwei Belege für die Renaissance legendärer Brennereien (siehe auch auch Lindores Abbey) nach jahrzehntelanger Schließung, um die Nachfrage nach exklusiven Single Malts gerehct zu werden.
Neue Nachhaltigkeitsziele der Scotch Whisky Association (SWA) und Verpflichtung zur CO2-Neutralität, um zur Klimaneutralität beizutragen.